Also das war einfach umwerfend! Zuerst sah es so aus, als ob es keine Premiere geben würde – weil wir nicht fertig werden. Also, ich meine: mit gar nichts.
Das Stück selbst war schnell fertig, nur gab es keinen richtigen Ort zum Proben –
zwischen Farbkübeln und Stapeln von Brettern, die noch verlegt werden sollten, war einfach nicht immer genug Platz.

Wir wollten ein Theater – und dieser Wille war stärker als alles andere.
Also kämpften wir wie moderne Held*innen gegen den Drachen, also gegen die Zeit.

Hana (Hana Gregor), die Katze, bereitete sich mit voller Hingabe auf ihre Rolle vor – mit Katzenohren auf dem Kopf malte sie. Alles. Als sich herausstellte, dass sie keine Höhenangst hat, strebte sie sofort in die luftigen Höhen. Die WC-Decke bemalte sie zum Beispiel vom obersten Punkt der Leiter aus – auf Zehenspitzen! Das Ensemble hielt kollektiv den Atem an, um sie bloß nicht zu erschrecken – damit sie nicht herunterfällt. Zwischendurch miaute sie leise, um in der Rolle zu bleiben. Denn runterfallen? Das wird sie sicher nicht. Das hat sie versprochen.

David (David Tarodi) hämmerte, bohrte, schleppte und hob ohne Pause – gemeinsam mit Barbabass, dem kaufmännischen Leiter des Theaters. Berni (Berni Ko) bemühte sich unermüdlich, alle am Leben zu halten – mit Kaffee, guten Worten, während sie gleichzeitig einkaufte, organisierte, schleppte und malte. Nicht zu stoppen. Und Do (Do Pick) – war einfach überall. Sie trug, strich, baute, probte und inszenierte – alles: das Stück, den Raum, das Ganze.

Und dann kam der Tag. Der Tag der Premiere – ein Tag, den alle gleichzeitig lieben und fürchten.
Denn so ist das Theater: Man will sich zeigen, aber… na ja, man kennt das. Und eine Stunde vor der Vorstellung hat Hana noch schnell alle Steckdosen rot gestrichen. Damit sie zur Wand passen.
Und weil sie so schön malt. Also – Hana. Und weil es den Stress abbaut. Also – das Malen.

Dann drehte sie sich auf die Bühne – also, sie rollte rückwärts hinein, im Katzenpelz, mit Katzenschwanz, miautend, wie es sich gehört. Und Berni, eine Hälfte des Leih-Dosenöffner-Paars, empfing den kleinen Neuankömmling zunächst schmollend, dann aber immer offener – während die Katze nach und nach ihr gewohntes Leben und die ordentlich eingerichtete Wohnung gründlich durcheinanderbrachte.


Und Dávid, der Ehemann – die andere Hälfte des Leih-Dosenöffner-Duos – durchforstete das Internet mit einer Mischung aus Verzweiflung und Ungeduld: Wie erzieht man eigentlich eine Katze? Währenddessen fraß sie sein Abendessen, bewarf ihn mit Plüschtieren, pinkelte auf den Teppich, erbrach sich auf die Couch, und bedeckte den gesamten Boden mit Bällen – ohne dem armen, müden Mann, der gerade von der Arbeit kam, auch nur eine Minute Ruhe zu gönnen.


Lebensnah? Aber ja! Und das Publikum quittierte es mit schallendem Gelächter – weil jeder sich dachte: In so einer Situation würde ich es ganz genauso machen.
Der Applaus war für alle verdient – und das Ensemble wusste: Er galt nicht nur dem Stück, sondern ein bisschen auch dem Theater, das sie erschaffen hatten.
So ähnlich wurde wohl auch das Globe zu Shakespeares Zeiten gebaut – aus Glaube, Liebe und Begeisterung. Nur dass es damals noch keine Dekupiersäge und keinen Akkubohrer gab.
Eigentlich ist das der einzige Unterschied.